Stell dir vor: Du stehst auf einer großen Bühne. Die Scheinwerfer sind auf dich gerichtet. Mehr als tausend Augenpaare warten auf deinen ersten Satz. Alle sind gespannt, was du zu sagen hast. Du weißt, dass das Mikro funktioniert. Du hast die einmalige Chance, deine Erfahrungen und dein Wissen in die Welt zu tragen: Jetzt! Go! Angst vor Sichtbarkeit? Nicht dein Problem. Du springst auf vor Freude: Yes! Das brauche ich! Das will ich!
Oder wird dir ganz flau: Ich werde mich bestimmt blamieren. Meine Botschaft ist doch eigentlich banal. Was passiert, wenn ich die Menschen nicht überzeugen kann?
Wenn du innerlich jubelst bei dem Gedanken, dass das Podium dir gehört – klick jetzt weg und lies was anderes.
Wenn du eher eine Angst-Attacke spürst – willkommen im Club. Dann ist dieser Blogartikel etwas für dich.
Lieber hören als lesen? Hier geht’s zum Podcast:
Du hast keine Angst vor Sichtbarkeit – aber wovor dann?
Freunde sehen dich, deine Familie sieht dich, die Frau an der Kasse bei Edeka sieht dich, der Kellner im Restaurant sieht dich. Hast du Angst? Ich wette – nein. Warum ist das anders? Es geht in deinem Job nicht darum, dass du gesehen wirst und davor Angst hast. Was du eigentlich fürchtest, ist eine schlechte Bewertung der anderen. Dass Menschen dein Produkt schlecht finden, dass Menschen dich für inkompetent halten oder dass du nicht sympathisch rüber kommst.
Stell dir vor, du bist Designerin und hast gerade ein neues Kleid entworfen und produziert. Frauen kommen in deinen Laden: Wow! Tolle Farbe! Und der Schnitt sieht super aus! Genau die richtige Länge! Das Material ist so schön leicht und weich. Ich freu mich schon auf die nächste Einladung 😊.
Vorher hast du gezittert, ob deine neue Kollektion auch gefällt. Und zwar nicht, weil du Angst vor Sichtbarkeit hattest, sondern weil es theoretisch sein kann, dass deine Kleider nicht gut ankommen. Es ging nicht darum, dich als Designerin dieses Kleides zu „zeigen“, sondern es geht um die Erwartung an das Feedback. Top oder Flop?
In Social Media kann der Flop besonders übel ausfallen. Ein negativer Kommentar oder ein 👎 – das tut manchmal richtig weh. Wir fühlen uns gekränkt, angegriffen, abgelehnt. Und oft sind es Fake Accounts ohne Profilbild – die haben nämlich noch mehr Angst vor Sichtbarkeit als du 😊.
Ängste warnen und schützen
Die Angst, dich zu blamieren, ist evolutionsbiologisch leicht zu erklären. Dein Auftritt im Internet, auf der Bühne oder in der Öffentlichkeit ordnet dein Gehirn als Bedrohung ein. Dein Körper reagiert mit Angst – quasi als Schutzmechanismus. Ängste warnen und schützen. Du sollst die Chance bekommen, dich in Sicherheit zu bringen. Wenn du als erwachsene Frau diese Emotionen erlebst, spielen häufig Erinnerungen eine Rolle. Vielleicht bist du als Kind für eine hässliche Mütze gehänselt worden oder die Jeans war nicht gerade der letzte Schrei. Die Emotionen, die du damals erlebt hast, sind gespeichert und dein erwachsenes Ich will sie gerne vermeiden.
Du hast jetzt zwei Möglichkeiten: Du bleibst im Angst-Modus und ziehst dich ins stille Kämmerlein zurück. Dann wirst du dich auch nicht weiterentwickeln. Oder du stellst dich deiner Angst, lässt zu, dass du verletzlich bist und traust dich, das zu zeigen, wofür du stehst. Vielleicht bibberst du am Anfang ein bisschen, dass nichts Schlimmes passiert, aber ein paar Schritte weiter genießt du das Gefühl, von diesen negativen Stimmen unabhängig zu sein.
Wie du es schaffst, deine Angst zu überwinden
Mach dir klar, was du alles kannst
Im Grunde hast du deine Entscheidung doch schon getroffen. Du hast oder planst ein Business, mit dem du andere Menschen unterstützen willst – bei welchem Problem auch immer. Das ist deine Vision und dafür bist du die Expertin. Du freust dich, deine Ideen umzusetzen. Und du hast die nötige Energie, das auch zu tun. Wie wäre der Gedanke, dass du dieses Ziel stärker gewichtest als alle anderen Befürchtungen?
Lass dich nicht bremsen von der Angst. Geh kleine Schritte und werde mit jedem Schritt mutiger und selbstsicherer.
Starre nicht wie das Kaninchen auf die Schlange, sondern schau mal woanders hin. Auf deine Stärken zum Beispiel.
Du hast in deinem bisherigen Leben sehr viel erreicht: Abschlüsse, Zertifikate für Weiterbildungen, Berufserfahrung, Lebenserfahrung, ganz viel Knowhow zu deinem Thema. Deine individuellen Fähigkeiten, deine Eigenarten, dein besonderer Charakter haben bewirkt, dass du da bist, wo du heute bist. Du warst mutig, Stellen anzutreten oder Stellen zu kündigen.
Vielleicht denkst du gerade darüber nach, ob du dich selbstständig machst. Oder du hast auch diesen mutigen Schritt schon hinter dir. Dann habe ich noch weitere Tipps für dich in meinem Blogartikel „Selbst und ständig: Mythos oder Realität? 5 Risiken und wie du sie geschickt vermeidest“.
Wenn dir jetzt gerade die Fantasie fehlt, so über dich nachzudenken – frag doch mal deine Freunde oder Kolleg:innen, was sie an dir schätzen.
Entscheide bewusst, wie du sichtbar sein willst
Mit jedem Klick auf „Posten“ gibst du ein Stück Kontrolle ab. Du weißt nicht, was anschließend passiert. Und genau diese Unsicherheit ist manchmal schwer auszuhalten. Du bist aber gar nicht so machtlos, wie du vielleicht denkst. Du kannst ganz bewusst entscheiden, was du rausgibst und was nicht. Darüber hast du Kontrolle. Welche Fotos zeigst du von dir? Welche Texte veröffentlichst du? Welche nicht? Hier darfst du auch gerne deiner Intuition folgen. Und falls du später denkst, die Entscheidung war falsch – delete.
Wenn du noch genauer wissen willst, warum es so schwer ist, Kontrolle abzugeben und vor allem wie du lernen kannst, andere und dich selbst weniger zu kontrollieren, dann lies meinen Blog-Artikel:
“Kontrolle abgeben – vom Kontrolljunkie zum Gelassenheitsfreak” – loslassen… geniales Gefühl 😊
Du musst auch nicht in jedem Kanal präsent sein. Du entscheidest, wo du dich wohlfühlst: Video? Podcast? Blog? Linkedin? Facebook? Instagram? Schau mal, wozu du früher schon Rückmeldungen bekommen hast. Vielleicht hast du eine besonders angenehme Stimme und kannst lebendig erzählen – dann denk doch über einen Podcast nach. Nichts muss – alles kann. Du legst den Kanal fest und auch die Inhalte.
Was ist dir wichtig? Was ist deine Message? Wofür stehst du?
Diese Fragen stellst du dir vor allem dann, wenn du als Coachin in die Selbstständigkeit startest. Um bei diesen Fragen sicherer zu werden, lies unbedingt meinen Blog-Artikel “Als Coach selbstständig machen: Was wirklich wichtig ist”.
Wenn du dich mit deiner Haltung und deiner Meinung zeigst, wirst du angreifbar, aber auch unverwechselbar. Wäre das nicht wunderschön? Du wird wahrgenommen mit deinen Ideen, deinen Werten und deinen Visionen – so, wie du mit deiner besonderen Art anderen Menschen helfen möchtest. Ob als Designerin, Coach, Grafikerin oder was auch immer. Du hast etwas zu sagen. Und du möchtest doch sicherlich auch genau die Kunden, die dich klasse finden mit deinem speziellen Angebot, oder?
Verabschiede dich von der Vorstellung, everybody’s darling sein zu wollen. Allen gefallen wollen? Dann gehörst du zu dem Einheitsbrei, den es zu Genüge im Worldwide Web gibt. Das willst du nicht.
Du kannst stolz sein auf deine Werte, deine Ideen, deine Persönlichkeit. Wie es dir gelingt, das auch zu fühlen, erfährst du in meinem Artikel “Innere Stärke entwickeln – wie du es schaffst, dir selbst zu vertrauen”.
Lieber Farbe bekennen als wegducken
Vor einigen Wochen habe ich mich mit einem Post in Social media sehr deutlich aus dem Fenster gehängt. Ich habe mich dafür eingesetzt, dass es wichtig ist, in Zeiten von äußeren Bedrohungen gut für sich zu sorgen. Als Resilienz-Coach weiß ich, dass ich nur dann für andere da sein kann, wenn ich selbst bei Kräften bin. Und deshalb ist es wichtig, dass ich genau wahrnehme, wann ich z.B. Pausen brauche von Schreckensnachrichten in Bild und Ton. In diesem Post habe ich auch die Ansicht vertreten, dass es sinnvoll ist, die eigene Arbeit fortzusetzen – trotz Corona und Krieg. Jeder hat Verantwortung für seine direkte Umgebung (Familie, Kund*innen, Freunde, Mitarbeiter*innen…). Und die bleibt auch mit allen Bedrohungen im Außen.
Der Post bekam viele „Daumen hoch“ (mehr als üblich 👍 ) und außerdem auch viele Kommentare. Das hat mir gezeigt, wie wichtig das Thema für meine Leserinnen ist und wie wichtig es auch war, klar Position zu beziehen. Es gab nämlich auch Gegenwind: „besser care for others als selfcare“. Die Frau, die das geschrieben hatte, ging in mehreren Kommentaren direkt in die Konfrontation.
Ich spürte keine Angst, als ich den Post geschrieben hatte – offen gestanden, weil ich mit einer solchen Reaktion gar nicht gerechnet habe. Aber als ich diese kritischen Sätze las, habe ich mich schon gefragt, ob es falsch war, z.B. auch mit dem Titel zu provozieren („business as usual“). Ein kurzer Gedanke kam, ob das stille Kämmerlein vielleicht besser gewesen wäre.
Nein. Ganz klar: Nein! Ich merke, dass es mich immer wieder Überwindung kostet, öffentlich sehr klar Haltung zu zeigen bei Themen, die die Menschen kontrovers diskutieren. Aber ich wage mich immer ein kleines Stück mehr aus meiner Komfortzone und ich lerne immer besser, wie wichtig es ist – für meine persönliche Entwicklung und für die Wahrnehmung durch meine Kund*innen. Wer mit mir arbeitet, möchte doch wissen, wie ich ticke. Deshalb schreibe ich auch in diesem Blogpost darüber 😊.
Und: Wenn ich ganz ehrlich mit mir selbst bin, will ich nichts lieber, als meine Message in die Welt zu rufen. Ich möchte zeigen, wofür ich brenne – gerade weil ich mein Thema so wichtig finde und mich dafür engagiere, dass möglichst viele Frauen den Nutzen von Resilienz erfahren sollten.
Wie habe ich diese Erfahrung verarbeitet? Ich versuche, Gegenstimmen nicht persönlich zu nehmen. Ganz ehrlich? Es gelingt nicht immer, aber immer besser. Auch Abmeldungen von meinem Newsletter interpretiere ich nicht als Affront gegen mich. Ich denke mir einfach, dass die Frauen gerade andere Interessen haben oder etwas anderes suchen, als sie bei mir finden. Das ist völlig ok.
Meine Botschaft in zwei Worten: Trau dich 😊!
Du wirst daran wachsen. Die Sichtbarkeit gibt dir neue Chancen. Nur wenn ich etwas von dir lesen oder hören kann, lerne ich dich kennen und fange an, dir zu vertrauen, dich zu mögen. Am liebsten würde ich jetzt alle Leserinnen direkt befragen, was sie zu diesem Punkt denken und vor allem, wie sie mit dieser Angst vor Sichtbarkeit umgehen.
Wie du ohne Angst online sichtbar werden kannst und sogar bei Google auf Platz 1 landest, erfährst du in meinem Blogartikel „Online sichtbar werden: So erreichst du die Richtigen“.
Warum Unterstützer:innen so wichtig sind
Wenn du die Angst hinter die lassen willst, brauchst du etwas anderes, das dir Halt und Schutz gibt. Und hier kommen die Menschen ins Spiel, mit denen du dich umgibst. Mach mal in der Umgebung den Check: Wer gibt dir Energie und unterstützt dich, baut dich auf, feuert dich an, stellt kluge Fragen? Wer raubt dir Energie, nährt deine Zweifel, verunsichert und kritisiert dich?
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es viel leichter ist, schnell gegen etwas zu sein, Dinge abzuwerten. Am besten geht das in einer Gruppe. Gemeinsames Lästern stärkt den Zusammenhalt und du hast das Gefühl, dazu zu gehören. Aber willst du das? Ist es nicht viel schöner, aus der Abwertung rauszukommen? Menschen zu treffen, die erst mal sagen: Ich verstehe dich nicht. Kannst du mir deine Entscheidung erklären? Ich wünsche mir das von meinen Freund*innen. Dann fühle ich mich aufgehoben und getragen.
Wenn du diesen Gedanken sympathisch findest und konsequent verfolgst, wird der Kreis um dich herum vermutlich kleiner – aber dafür auch wertvoller. Und es bleiben die Menschen, die dich so unterstützen, wie du es brauchst. Menschen, die dich ermutigen und bestärken, damit du persönlich und mit deinem Business wachsen kannst. Versteh mich richtig: Es geht nicht um „nach dem Mund reden“, sondern um wertschätzendes Anteilnehmen und fürsorgliche Kritik.
Unverzichtbar ist auch ein berufliches Netzwerk. Verbinde dich mit Business-Partner*innen, mit Menschen, die alle vertrauensvoll zusammenarbeiten, Erfahrungen teilen und sich gegenseitig Mut machen oder gemeinsam Erfolge feiern. Das stärkt dich und gibt dir Sicherheit. Dann ist die Angst vor Sichtbarkeit Vergangenheit.
Drei Gedanken zum Schluss
- Fang an und feiere jeden Fehler – er bringt dich weiter.
- Kleine Schritte führen zum großen Ziel.
- Folge deiner Intuition.
… und zeig den Richtigen, dass sie dein Coaching brauchen. Jeden Mittwoch: Tipps, Ideen, Erfahrungen
4 Antworten
Schöner Beitrag, liebe Bettina! Eine Ermutigung, die jeder gebrauchen kann. Vielen Dank! LG Uta
Liebe Uta,
danke für dein Feedback! Freut mich, dass dich meine Gedanken ermutigen.
Liebe Grüße
Bettina
Alles soo richtig liebe Bettina. Ich glaub ich bin auf dem Weg. Zwar nur mit kleinen Schritten und vlt auch erst am Anfang, aber ich bin losgegangen.
Liebe Diana,
das klingt super! Losgehen – genau das ist wichtig und richtig. Toll, dass du das sagen kannst. Viel Erfolg auf deinem Weg!
Liebe Grüße
Bettina